Hilfe, mein Fernseher stinkt!
Lieber Herr vom Text,
habe gelesen, dass es jetzt bald Fernsehen mit Geruch geben soll. So wie sich die Werbung entwickelt, möchte ich das aber lieber nicht haben. Wie ernst beurteilen Sie die Zukunft?
Elfi Brummer, Simmering
Liebe Frau Brummer,
das gibt's nur im Kino. Eine Firma namens InterScent hat hier kürzlich 50 neue Patente angemeldet. Aus Sessellehnen soll alsbald passender Duft strömen, hauptsächlich zur Werbung.
Hier teile ich Ihre Befürchtung. Denn ein Trend zum Grind lässt sich nicht leugnen. Verbales, soziales oder optisches Ekeltraining gilt als schick. Stinkende Socken, abgehende Winde, verdorbene Essensreste, geschmacklose Tapeten, Zahnlücken, gefüllt oder leer, Rotz, Nasenbohrer, Klosituationen jeder Art, schließlich Schwitzflecken, Neid, Geiz und Geschmacklosigkeit sind Anzeichen einer neuen Subkultur.
Denkplattform ist eine Rückbesinnung auf das kindliche Stadium, als Ekel einen geheimnisvollen Reiz hatte. Man suhlte sich beim Gedanken an Regenwurm-Spaghetti als Hauptspeise bei der Mutprobe. Es kann daran liegen, dass man glaubt, alles Schöne sei schon da gewesen, was kommt, kann nur trashy sein.
Für die Zukunft hoffe ich also auf eine Wendezeit, eine Renaissance des Schönen. Ohne digitalen Mundgeruch.
Bleiben Sie stark, Ihr tc-Redakteur.