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Talk low, talk slow and don't say too much.

JOHN WAYNE

Mei Bier is ned deppert.

EDMUND SACKBAUER

Gefährliche Drohung: Wien bleibt Wien.

HANS WEIGEL

Ethik in der Werbung - Luxus?

Kreative und Unkreative regen sich über Temelin auf, über die Klimakatastrophe, über Werbeverbote, über die Regierung und über Mickey Mouse. Also gibt es sie doch, die Ethik in der Werbung. Ja und es ist sogar eine dringende und sehr aktuelle Frage, eine Frage der Umweltverschmutzung. Jeder Mensch hat ein gewisses Potenzial an Aufnahmefähigkeit. Dem gegenüber steht ein Füllhorn von Botschaften. Mit der Werbung füllen wir eine Nische im gesamten Kommunikationsäther und wirken auf Menschen ein. Dabei spielen wir bei weitem nicht die erste Geige. Dennoch sollte niemand die Aufmerksamkeit der Leute missbrauchen. Denn Missbrauch führt zu Misstrauen. Deshalb ist Ethik in der Werbung kein Luxus sondern ganz normale Verantwortung.

textconcept.at: the mission

Für mich von textconcept.at geht es um die mentale Umweltverschmutzung: Zynismus, Mogelpackung-Messages (z.B. bis zu minus 70% auf alles), Verletzung von Gefühlen, Verrohung. Ich trage Verantwortung als Mitgestalter der Umwelt. Verantwortung heißt, Prioritäten zu setzen. Wer Impact mit Ekeltraining macht, verliert langfristig. Wer seine Werbemillionen als Animateur im Tabubrechen ausgibt, muss sich seine Strategie überlegen. Warum gibt es keine Benetton Sujets von Oliviero Toscani mehr? Wieso sieht seine Homepage jetzt so brav aus wie von Vossen Frottier? Werten die Leute in Internet-Zeiten es als Doppelmoral, mit AIDS Reklame zu machen? Reicht ihnen der tägliche Terror-Pegel in den Nachrichten? Ich denke, was "on air" geht, wirkt auf Menschen, ob sie es wollen oder nicht. Sie haben tief im Inneren eine Intuition, ob sie bedackelt werden oder nicht. Und da möchte ich im Endeffekt mit meiner Arbeit nützen statt schaden. Werbung soll das Produkt verbessern, nicht verschlechtern. Wie ein guter Beipacktext, eine attraktive Verpackung, eine smarte Einladung.

Kreativität und Realität.

Das Körnchen Wahrheit: Die Menschen verlangen von der Werbung nicht die absolute Wahrheit. Sie glauben auch im Kino nicht, dass der Film Wirklichkeit ist, obwohl sie sich fürchten und beim Happy-End glücklich sind. Aber ein Körnchen davon muss dabei sein. Im Grunde geht es immer noch darum, einen Vorteil relevant, interessant, ja faszinierend darzustellen. Auch wenn das schon seit anno Domitzlaff versucht wird, es muss auf immer neue Weise funktionieren. Denn Kreativität ist unerschöpflich. Ohne nachvollziehbaren Zusammenhang mit der Realität aber werden Kampagnen aufgesetzt und bizarr.

No-Nos sind Musts.

Ich fühle mich nicht wohl dabei, Produkte zu bewerben, bei denen von vorne herein klar ist, dass sie dem Anwender schaden. Wenn ich mich nicht wohl fühle, arbeite ich auch nicht optimal. Also muss ich mich persönlich ein Stück weit mit dem Thema identifizieren können. Meine No-Nos sind z.B. Tabakwerbung oder Okkultismus wie er etwa in extremen Videospielen Standard ist.
Ich meide Stilmittel oder Methoden, die Minderheiten oder Zugehörigkeiten (Männer/Frauen/Kinder/soziale Gruppen) diskriminieren oder menschenverachtende Positionen bestätigen. Dazu gehört eine prinzipielle Achtung der Person, egal welchen Status (z.B. Frau Waberl) diese hat.

Die Grundlagen dieser "Berufsethik" entstammen einer vor vielen Jahren vollzogenen Hinwendung zum christlichen Gedankengut, die mich vom überzeugten Zyniker zu einem sinnbejahenden Menschen gemacht hat. Ich habe auch seither mehr Respekt vor der Kreativität an sich. Die Fähigkeit, etwas zu schaffen, etwas neu zu kombinieren, ist großartig. Trotz oder gerade wegen dieser ethischen Schranken gelingt es, ausgezeichnete Arbeit in der Werbung zu machen. Das hat sich in der Vergangenheit bewiesen.
Und dafür bin ich dankbar.